Kastration
Als erstes möchten wir kurz beschreiben, was bei einer Kastration eigentlich genau passiert, weil es noch oft Missverständnisse gibt.Unter Kastration versteht man das operative Entfernen von Organen, die der Fortpflanzung dienen. In Deutschland werden einer Katze üblicherweise die Eierstöcke und die Gebärmutter (zumindest teilweise) entfernt, bei einem Kater sind es die Hoden.
Oft wird davon gesprochen, eine Katze sterilisieren zu lassen. Das kommt zum einen daher, dass bei Katzen früher tatsächlich manchmal nur die Eileiter durchtrennt wurden. Dieser Vorgang wird dann medizinisch korrekt Sterilisation genannt. Zum anderen herrscht manchmal auch der Irrglaube, dass der Begriff Strerilisation mit dem weiblichen Geschlecht verknüpft ist.
Der Unterschied ist im Endeffekt der Folgende:
Während sterilisierte Lebewesen weiter geschlechtsspezifische Hormone produzieren und daher das typische Paarungsverhalten nicht verändert wird, fehlen diese Hormone bei kastrierten Lebewesen. Dies hat bei Katzen zur Folge, dass Weibchen nicht mehr rollig werden und Kater nicht mehr markieren. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel!
Leider ist auch heute noch die Meinung weit verbreitet, ein kastrierter Kater fange keine Mäuse mehr. Das ist schlicht und einfach FALSCH! Der Jagdtrieb eines Katers, und auch der von Katzen, ist instiktiv, also angeboren, und haben mit dem Fortpflanzungs- und Geschlechtstrieb nicht das geringste zu tun. RICHTIG dagegen ist, dass unkastrierte Kater und Katzen aggressiver auf ihre Umwelt, ihre Artgenossen und auch auf Menschen reagieren. Da sich das Revierverhalten von Katern vor allem durch den Geschlechtstrieb begründen lässt, verbreiten unkastrierte Kater (und Katzen) wesentlich schneller hochansteckende Infektionskrankheiten. Kater markieren ihr Revier mit für den Menschen schier unerträglichen Gerüchen, reißen uns nachts durch ihre Revierkämpfe mit markdurchdringenden Schreien aus dem Schlaf, und - wo wir gerade beim Thema nicht-schlafen sind - die Geräusche einer rolligen Katze auf der Suche nach dem passenden Partner sind ja schließlich auch nicht ohne!
Kastration und Tierschutz
Da die Verbreitung von Infektionskrankheiten durch die Kastration erheblich eingeschränkt wird, besteht hierin der erste tierschützerische Aspekt. Viel verhehrender jedoch ist die Geschwindigkeit, in der sich Katzen in unserem zivilisierten Europa vermehren können:
Ein bisschen Mathematik
Eine Katze wird mit ca. 9 Monaten geschlechtsreif. Sie kann ab dann maximal (!) dreimal im Jahr zwischen drei und acht Kätzchen in die Welt setzen, die sich wiederum nach einem drieviertel Jahr in den Fortpflanzungszyklus einreihen. Die rechnerische Anzahl der Katzen, die ein Katzenpaar unter optimalen Bedingungen in 10 Jahren inclusive Enkel, Urenkel etc. hervorbringt, geht in die zweistelligen Millionen!!!
"Aber das war doch schon immer so", werden Sie vielleicht sagen. Aber der Mensch nimmt durch die Zivilisation der Katze ihre natürlichen Feinde, allen voran den Fuchs. Wir verwöhnen sie, bringen sie bei Krankheiten zum Arzt und greifen dadurch erheblich in das System Natur ein.
Es gibt auch immer noch die Meinung, eine Katze müsse einmal in ihrem Leben werfen. Auch hierfür gibt es keine vernünftige Begründung. Gerüchte, dass Katzen aggressiv werden oder gar unsauber, sind Humbug. Punkt! Im Gegenteil: Es gibt Katzen, die regelmäßig ihr Leben lang rollig werden, auch wenn sie nur einmal vor der Kastration rollig waren - sie behalten also dieses Verhalten trotz der hormonellen Umstellung bei. Hier gilt: Was die Katze nicht weiß, macht sie nicht heiß. Das gilt für's Rolligsein wie für's Kinderkriegen.
Wenn Sie trotzdem planen, mit Ihrer Katze Nachwuchs zu erzeugen, bedenken Sie bitte noch folgendes:
Ihre handverlesenen Freunde und Bekannte, die Ihnen eines der kleinen Kätzchen abnehmen, hätten ohne Ihren Nachwuchs ein Katzenbaby aus dem Tierheim oder einem anderen Tierschutzverein wie dem unseren genommen. Tagtäglich müssen Tierschutzvereine jedoch die Aufnahme von kleinen Katzen ablehnen, weil kein Platz mehr da ist. Das heißt konkret, dass Ihr Nachwuchs den wirklich hilfebedürftigen Katzen, die im Wald oder in der Mülltonne gefunden werden, einen lebenswichtigen Pflegeplatz wegnehmen würde.
Das wichtigste Ziel bei der Vermittlung unkastrierter Jungtiere ist für den Katzenschutz-Verein Siegen e.V. folgerichtig die Kastration durch den späteren Besitzer. Eine Einsicht in diese Notwendigkeit stellt für uns eine Vermittlungsbedingung dar, und sollten wir den Eindruck haben, dass diese Einsicht nicht vorhanden ist, so wird ein Tier nicht an solche Personen vermittelt. Die Kastrationspflicht wird im Vermittlungsvertrag schriftlich festgehalten und durch ärztliche Bescheinigung kontrolliert.