Für Bernhard
Scholz, Vorsitzender des Tierheims im baden-württembergischen Kehl, hat die
plötzliche Schwemme an ausgesetzten Hunden, Katzen und Kleintieren einen ganz
bestimmten Grund: Es sind Tiere, die für Kinder sozusagen als lebendiges
Spielzeug angeschafft wurden und die jetzt in der Ferienzeit lästig geworden
sind. „Seit Beginn der Schulferien haben wir zehn Hunde und 35 Katzen und
Kleintiere aufgenommen, alle sind hier in der Nähe einfach angebunden oder im
Karton abgestellt worden“, sagt Scholz und plädiert für mehr Aufklärung
an Schulen: „Oft sind es die Kinder, die ihre Eltern drängen ‚Mama, ich
möchte einen Hund‘ und denen es nicht bewusst ist, was das für eine
Verantwortung mit sich bringt.“ Schüler ab zwölf Jahren sollen nach den
Vorstellungen des Tierheim-Vorstands lernen, welche Aufgaben vor allem nach
der Anschaffung eines Hundes auf sie zukommen. „Motivierten Schülern
bieten wir beispielsweise an, Hunde spazieren zu führen, und das mehrmals
täglich.“
Philip McCreight
von der Tierschutzorganisation TASSO kann den Aussagen Kohls nur
beipflichten: „Auch unsere Erfahrung zeigt, dass noch immer viele Tiere
wie ein x-beliebiges Spielzeug gekauft werden. Irgendwann ist dann der Hund,
die Katze oder das Meerschweinchen lästig, und dieser Zeitpunkt liegt häufig
in den Sommermonaten, wenn es ab in den Urlaub geht.“ Statt sich um eine
Pflegestelle für das Tier zu kümmern, werde es ausgesetzt in der Hoffnung,
dass sich schon jemand findet, der es versorgt.
Laut McCreight
sollten Eltern vor der – durchaus lobenswerten und sinnvollen – Anschaffung
eines Haustiers mit den Kindern über die damit verbunden Aufgaben sprechen: „Wer
füttert und hält Körbchen, Käfig oder Box in Ordnung? Wer sorgt bei einem
Hund für den notwendigen täglichen Auslauf?“ Nicht zu vergessen seien
auch die laufen Kosten, die beispielsweise in einem Hundeleben durchaus die
10.000-Euro-Marke überschreiten könnten. „Ein Tier ist kein Spielzeug, das
man nach Lust und Laune benutzen und dann in die Ecke stellen kann. Ein Tier
braucht Zuwendung und Pflege, und das erfordert ein großes
Verantwortungsbewusstsein, sowohl bei Kindern als auch bei den Eltern.“
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